Zidane, un portrait du 21e siècle
Frankreich 2006, 90', DCP, F. Regie Douglas Gordon, Philippe Parreno. Drehbuch Douglas Gordon, Philippe Parreno. Mit Zinédine Zidane.
Der schottische Videokünstler Douglas Gordon hat zusammen mit Philippe Parreno ein formal radikales Filmporträt realisiert: keine Interviews, keine biografischen Informationen, sondern Zinédine Zidane ausschliesslich bei seiner Arbeit auf dem Feld. Während des Spiels von Real Madrid gegen Villareal am 23. April 2005 liessen die beiden den Star von 17 digitalen Hightech-Kameras beobachten. Real gewann das Spiel mit 2:1, Zidane gab die Flanke zu Ronaldos Ausgleichstreffer in der 70. Minute; in der Nachspielzeit wurde er nach einem Gerangel vom Platz gestellt – das passende Ende eines Zidane-Porträts.
Der bis auf einige Gedankenfetzen von Zidane kommentarlose Film ist konzeptuell eine Kopie des Klassikers Fussball wie noch nie von Hellmuth Costard. Dieser liess am 12. September 1970 George Best beim Spiel Manchester United gegen Coventry von mehreren Kameras erfassen. Costard war im Gegensatz zu Gordon und Parreno kein Fussball-Fan. Dem Linksaussen-Filmer ging es darum, einen Mythos auf den Boden des Feldes zurückzuholen. Den exzentrischen Best macht er zum Bruder von Sisyphos: Isoliert vom Spiel führt der Fussballer eine absurde Existenz. Gordon und Parreno hingegen suchen nach einer neuen Form des Porträts. Aus dem Material der Digitalkameras modellieren sie eine Skulptur in Bewegung, sie inszenieren Zidane als Gesamtkunstwerk und feiern seine Eleganz. Doch auch hier wird die Körper- zur Einsamkeitsstudie, eine melancholische Grundstimmung prägt den Film, Zidane wirkt in seiner ganzen Präsenz entrückt.