
«Dmytro Erlikhs Video Pigeons dauert drei Minuten und ein paar Sekunden. In dieser kurzen Zeit ziehen erhängte Tauben vorbei, die manchmal stark, manchmal sanft schwanken und Friedenszweige in ihren Schnäbeln halten, begleitet von den Klängen von Mozarts Requiem.
Bei den Tauben handelt es sich nicht um Friedenstauben. Picassos Tauben tragen wie in der Bibel Zweige eines Olivenbaums, während Erlikhs Vögel Zweige der Odessa-Akazie halten. Der Körper von Erlikhs Tauben ist vollständig menschlich – eine schüchterne, leicht gebeugte Gestalt mit erhobener linker Schulter. Diese ist in einen langen Mantel aus Brettern wie in einen Sarg gehüllt. Vielleicht wurden die Figuren vor dem Erhängen mit einem Netz über den Kopf gefangen und damit erhängt? Dasselbe Netz baumelt aus ihrer rechten Tasche heraus.
Dmytro Erlikh widerlegt idealistische Vorstellungen von Frieden und Hoffnung. Die durch die Kommunisten verbreitete Legende, dass alle Nationen immer Frieden wollen und Kriege nur eigenmächtig von blutigen, imperialistischen Diktatoren geführt werden, ist leider nicht wahr. Die Figuren des Künstlers sind Botschafter eines Friedens, der nicht stattgefunden hat. Die Taube wird zu einer Metapher für den Zusammenbruch von Wünschen und Hoffnungen. Das Werk führt den permanenten Konflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit vor Augen.» MoOMA Museum of Odesa Modern Art