UN FLIC
FR 1972, 98', Digital HD, F/d. Regie Jean-Pierre Melville. Drehbuch Jean-Pierre Melville. Mit Alain Delon, Richard Crenna, Catherine Deneuve, Riccardo Cucciolla, Michael Conrad, Paul Crauchet.
Melvilles letzter Film, in dem er die Stilisierung und Abstraktion auf die Spitze trieb, ist eine Hommage an Alain Delon, der auf Catherine Deneuve als eiskalten Todesengel trifft.
«Als der geniale Un flic in die Kinos kam, verwirrte er Publikum und Kritik, da Melville hier ungebremst den Sirenen der Abstraktion erlag, und zwar in einem Ausmass, das im Kino nie zuvor erreicht wurde, auch nicht in seinen früheren Kriminalfilmen. Die Eröffnungssequenz gibt den Ton an: ein stiller Überfall in der ungewöhnlichen Umgebung einer Bank am Meer, in einer Landschaft mit geometrischer Architektur und Fluchtlinien, menschenleer und von Wind und Regen durchzogen, mit einem metallisch blauen Licht, in das der ganze Film getaucht wird. Die Schauspieler sind nur noch körperlose, maskierte, geisterhafte Silhouetten. Melville versucht nicht einmal, die Künstlichkeit der Studiokulissen zu verbergen (...). Im Gegenteil, er übertreibt und verklärt sie, wie ein anderer grosser französischer Formalist, der für sein Meisterwerk Playtime eine ganze Stadt nachgebaut hatte: Jacques Tati.
Die Handlung von Un flic ist nur ein Vorwand, um mehrere Ebenen des Spiegelspiels in Szene zu setzen. Ein Polizist (Alain Delon) und sein Gangsterfreund (Richard Crenna) spielen Katz und Maus und teilen sich die Gunst einer blonden Schönheit – Catherine Deneuve, ein Todesengel, der den Film wie ein eiskaltes Bild durchzieht, weit entfernt von den emotionalen Herausforderungen dieses Männerfilms. Das Thema von Un flic ist Melvilles Blick auf Delon, der als einsamer Polizist wie ein Schlafwandler durch das nächtliche Paris zieht.» Olivier Père, Arte