L'ALLÉGEMENT
CH 1983, 98', DCP, F/d. Regie Marcel Schüpbach. Drehbuch Marcel Schüpbach, Yves Yersin, nach einer Geschichte von Jean-Pierre Monnier. Mit Anne Caudry, Anne-Marie Blanc, Serge Avédikian, Hanns Zischler.
Rose-Hélène liebt den Trödler Diego. Als der fremde Reiter Valentin auftaucht, ist sie zwischen den beiden hin- und hergerissen. Erinnerungen werden wach: Rose-Hélènes Urgrossmutter hatte die gleichen Augen und das gleiche wilde Herz. Doch sie trieb die Leidenschaft auf die Spitze und starb im Wahnsinn. Erfährt Rose-Hélène das gleiche Schicksal?
«L’allégement wurde in den Freibergen gedreht und zeigt hochästhetische und erotisierte Bilder der Juralandschaft. Die unkontrollierbaren Gefühle finden ihren Gegenpol in einer ruhigen, kaum bevölkerten Natur. Diese wird für Rose-Hélène zum Rückzugsort vor dem drohenden Liebestod.» Solothurner Filmtage
«Furchtlos hat Marcel Schüpbach zu einer Geschichte der mächtigen Gefühle gegriffen und sie in agitierende Bilder voller Sehnsucht und Passion gesetzt. Die traditionellen Metaphern von Kraft und Leidenschaft sind bei Schüpbach nicht zitierte schwerwiegende Dokumente, sondern unmittelbar affektauslösende, artikulierende Erzählträger.» Peter Schneider, «Cinemabuch 1983»
«Gleich noch eine junge Jurassierin mit ungestillter Liebessehnsucht, doch die Literaturverfilmung des gebürtigen Zürchers und Wahllausanners Marcel Schüpbach setzt menschenleere jurassische Landschaften ganz anders ein als das geballte Alltagsdrama Pas douce: vorwiegend statische, halbdunkle Schwarzweiss-Tableaux spiegeln das Innenleben der Protagonistin, die mit einem Trödler (Hanns Zischler) tändelt und fürchtet, in die Fusstapfen ihrer im Liebeswahn verendeten Urgrossmutter zu treten, wenn sie sich auf eine heftige Liebe einlässt. Doch ist der schöne Reiter, dem sie immer wieder begegnet, Realität oder nur Ausdruck ihres Verlangens? Schüpbach lässt es in der Schwebe und zieht die opernhafte Stilisierung bis zum vieldeutigen Schluss konsequent durch. Ein wieder zu entdeckender Solitär mit literarischem Flair für ein Publikum, das vom Kino Bilder statt Stories erwartet.» Andreas Furler
Vorfilm
Le Jura – Vignoble, plateaux, plis
von André Dolmaire und Louis Colin (FR 1946, 23’)
«Der Jura: kinderleicht erklärt, von seiner Geologie über den Weinbau bis zur Käseproduktion. Im Querschnitt setzt sich das Gebirge wie eine Treppe aus drei Stufen zusammen: im Westen die Weinhänge, in der Mitte die Hochplateaus und im Osten die sogenannten Falten. Der Film zeigt dokumentarische Aufnahmen der Natur, der Landwirtschaft und der wichtigen jurassischen Gewerbe und vermittelt einen Einblick in die grenzübergreifenden Realitäten dieses schweizerisch-französischen Hügelzugs. André Dolmaire stellte diesen pädagogischen Film – inklusive Infografiken – 1946 im Auftrag des französischen Erziehungsdepartements her. Gedacht für Schulkinder ab zwölf Jahren ist er auch für Erwachsene sehr erhellend – die ideale Einführung in unser Jura-Programm.» Solothurner Filmtage