Komplexe Bilder 2: Koloniale Spuren und Erinnerung
90', Digital HD, Regie Vincent Meessen, Belinda Kazeem-Kamiński, Miguel Peres dos Santos.
Auf dem Programm stehen Arbeiten von Vincent Meessen, Belinda Kazeem-Kamiński und Miguel Peres dos Santos. Anschliessend Diskussion mit Miguel Peres dos Santos. Studierende erhalten reduzierte Tickets für CHF 10.–
Vita Nova
Vincent Meessen, 2009, Video, 26 Min.
Vita Nova basiert auf dem legendären Titelbild des «Paris Match»-Magazins, das einen kolonialen Militärkadetten zeigt, der die französische Flagge salutiert. Diese postkoloniale Ikone, die von Roland Barthes in seinem bahnbrechenden Essay «Mythen des Alltags» (1957) analysiert wurde, dient als Anlass, um über einige übersehene biografische Fakten von Barthes zu meditieren und über die widersprüchlichen Erzählregime von Narration und Geschichte nachzudenken. Das Video wurde von der Normal and Contour Biennale for Moving Images mit Unterstützung des VAF (Flanders Film Fund) produziert.
Vincent Meessen (*1971 in Baltimore) produziert kritische Narrative, die unsere Fähigkeit, mit der Kolonialität in der Moderne umzugehen, in Frage stellen. In Vita Nova nutzt er die Mittel des filmischen Essays, um Roland Barthes in verschiedenen postkolonialen afrikanischen Situationen neu zu lesen und die Dekonstruktionswerkzeuge von Barthes auf einige seiner berühmten Texte anzuwenden.
Unearthing. In Conversation
Belinda Kazeem-Kamiński, 2017, Video, 13 Min.
Ausgehend von den Fotografien, die Paul Schebesta, österreichisch-tschechischer Missionar, Schriftsteller und Ethnograf, in den 1930er-Jahren im ehemaligen Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo) gemacht hat, beschäftigt sich Unearthing. In Conversation mit der gewalttätigen Geschichten von Archiven und dem Trauma der Kolonisation. Um die quälenden Folgen des Kolonialismus in den Vordergrund zu rücken, tritt die Künstlerin in einen unheimlichen Dialog mit den Fotografien und verhandelt die Strategien der Repräsentation und die Reproduktion spezifischer Sichtweisen.
Belinda Kazeem-Kamiński (*1980 in Wien) ist Künstlerin und Autorin. Ihre Arbeit zeichnet sich durch einen interdisziplinären Ansatz aus, der de- und postkoloniale und schwarze feministische Theorie mit einer visuellen Praxis verbindet, dabei interessiert sie sich für schwarze radikale Imagination in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie arbeitet mit den Medien Fotografie, Collage, Video und Performance.
Não há Imagens – There Are No Images
Miguel Peres dos Santos, 2015, Video, 13 Min.
Ein Vorschlag für eine Reflexion über eine mögliche Verbindung zwischen Bild und Erinnerung, zwischen Bild und Moment und zwischen Bild und Tod. Ein Vater, ein Sohn und ein totes Kind beteiligen sich an einem Monolog, der von einem Moment aus konstruiert wird: «Stirbt ein Bild? Und wenn ein Bild stirbt: Was wird mit der Erinnerung geschehen?»
Miguel Peres dos Santos (*1976 in Lissabon) arbeitet in verschiedenen Medien. Er betont die Ästhetik und reflektiert damit die eng verwandten Themen Archiv und Erinnerung. Seine Kunstwerke strahlen manchmal eine kalte und latente Gewalt aus. Daraus kann eine beunruhigende Schönheit entstehen. Seine Werke zeigen, wie das Leben über seine eigenen subjektiven Grenzen hinausweist und erzählen oft eine Geschichte über die Auswirkungen der globalen kulturellen Interaktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er stellt die Gegensätze in Frage, die wir ständig zwischen Selbst und Anderem, zwischen unserem «kannibalen» und «zivilisierten» Selbst rekonstruieren. Indem er ein ständig wachsendes Archiv gefundener Dokumente zur Schaffung autonomer Kunstwerke nutzt, verweisen seine Werke auf die postkoloniale Theorie sowie auf die Avantgarde oder die Postmoderne und die linke demokratische Bewegung als eine Form des Widerstands gegen die Logik des kapitalistischen Marktsystems.