Milo Rau inszenierte im Ostkongo und in Berlin zwei Tribunale, welche die Hintergründe für den seit bald 20 Jahren andauernden Krieg im Gebiet der Grossen Seen im Kongo ausleuchteten. Der Film dokumentiert die Recherchen und zeichnet ein menschlich erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung.
In mehr als 20 Jahren hat der Kongokrieg bereits über 6 Millionen Tote gefordert. Die Bevölkerung leidet unter einem Zustand völliger Straflosigkeit, die Verbrechen des Krieges wurden nie juristisch verfolgt. Viele sehen in dem Konflikt eine der entscheidenden wirtschaftlichen Verteilungsschlachten im Zeitalter der Globalisierung, liegen hier doch die wichtigsten Vorkommen vieler High-Tech-Rohstoffe.
Für Das Kongo Tribunal gelang es Milo Rau erstmals in der Geschichte dieses Krieges, ein symbolisches Tribunal unter Beteiligung aller Parteien mitten im Bürgerkriegsgebiet abzuhalten. Präsidiert von einem halb kongolesischen, halb internationalen Expertengremium sowie zwei Anwälten des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wurden in Bukavu die zentralen Konfiktlinien des Kongo-Kriegs anhand von Hearings mit Opfern, Augenzeugen, Milizionären, Politikern, UNO- und NGOAngehörigen sowie Rohstoffhändlern und lokalen Menschenrechtsaktivisten beleuchtet. Im Vorfeld des Tribunals führten mehrere Recherchereisen und Drehphasen das Filmteam zu den zentralen Schauplätzen des Konfikts mitten im Bürgerkriegsgebiet, in entlegene Dörfer und unzugängliche Minenareale. Der Dokumentarflm zeichnet mittels eindringlicher Untersuchungen ein unverschleiertes Porträt dieses gewaltigen Wirtschaftskriegs – seiner ökonomischen und politischen Ursachen genauso wie seines konkreten Gesichts vor Ort. Ein Film über einen Konfikt globalen Ausmasses, in dem es nicht um Sieg oder Niederlage geht, sondern um die Frage, was uns der Reichtum der ersten Welt eigentlich wert ist.