Adieu, Bonaparte
Ägypten/Frankreich 1985, 115', 35mm, Arabisch/F/d/f. Regie Youssef Chahine. Drehbuch Youssef Chahine, Yousry Nasrallah. Mit Michel Piccoli, Patrice Chéreau, Mohsen Mohiedine, Mohsen Tewfik, Christian Patey, Tahia Carioca.
«Ägyptens grösster Regisseur, Youssef Chahine, löste einen politischen Feuersturm aus, als diese erste europäische Koproduktion 1985 auf den Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde. Der Film ist ein Porträt des napoleonischen Generals Cafarelli (Michel Piccoli), der darum kämpfte, seine Ideale der Aufklärung in die französische Intervention im Nahen Osten einzubringen, und wurde teilweise von Kulturminister Jack Lang finanziert, dem vorgeworfen wurde, staatliche Mittel zur Finanzierung antifranzösischer Propaganda eingesetzt zu haben. Heute ist der Film eine ambivalente, nuancierte Studie über Zivilisationen im Konflikt, eine von alter Tradition geprägt und noch nicht bereit für Veränderungen, die andere eine neu geprägte Republik, die von radikalem Humanismus erfüllt ist.» The Museum of Modern Art, New York
«Mit Starbesetzung (Michel Piccoli, Patrice Chéreau) variiert Chahine bildgewaltig eines seiner Lieblingsthemen, den Konflikt zwischen Tradition und Modernisierung, in einem Ausstattungsfilm über ein selten gezeigtes Kapitel der ägyptischen Geschichte: 1798 landet Napoleon mit seiner Armee in Ägypten, besiegt die Mameluken und marschiert auf Kairo zu. Drei patriotische Brüder sind einerseits froh, die Mameluken los zu sein, wollen aber auch nicht unter die Fittiche der Franzosen geraten. Der heissblütige Bakr will eine bewaffnete Rebellion, Ali repräsentiert mehr die poetische und philosophische Sicht der Dinge, und Yehia ist vor allem jung und leicht zu beeindrucken. Genau das will auch der intellektuelle einbeinige General Caffarelli, der den französischen Lebensstil nach Ägypten bringen will und eine Bäckerei eröffnet, in der der Vater der Brüder arbeitet. Sein Esprit und seine Zuneigung zu den Brüdern wirken verführerisch, doch die Uneinigkeit der Brüder beschwört eine Katastrophe herauf.» Elisabeth Huber/Günter Pscheider, film.at