Les années Super 8
FR 2022, 61', DCP, F/d. Ab 16 J., Regie Annie Ernaux, David Ernaux-Briot. Drehbuch Annie Ernaux.
Die Nobelpreisträgerin Annie Ernaux sichtet die Homemovies ihres Mannes und kommentiert mit dem für ihre literarischen Werke typischen Scharfsinn ihre eigene Emanzipation.
Im Winter 1972 kaufen sich die französische Schriftstellerin Annie Ernaux und ihr Ehemann Philippe eine Super-8-Kamera, mit der während neun Jahren ihr Mittelstandsleben aufgezeichnet wird. Nicht nur Szenen einer Ehe und einer jungen Familie, sondern auch Reisen an politisch aussergewöhnliche Orte wie Chile, Albanien oder Russland werden dokumentiert. In Les années Super 8 kommentiert Ernaux die Aufnahmen von damals auf ihre einmalige, poetische und zugleich gesellschaftsanalytische Weise aus heutiger Perspektive. Der Film verknüpft Intimes mit der Geschichte eines Jahrzehnts und ist zugleich das feministische Dokument eines Aufbruchs. Er zeigt eine junge Frau, die am Anfang noch von der Kamera ihres Mannes beim verschämten Schreiben ertappt wird, weil sie als junge Mutter und Lehrerin andere Pflichten hat, als ihren Weg als Schriftstellerin zu suchen. Aber am Ende, nach der Trennung von ihrem Mann, gelingt Annie Ernaux mit ihrem vierten Roman «Der Platz» 1983 der internationale Durchbruch.
«Bei der erneuten Sichtung unserer Super-8-Filme, die zwischen 1972 und 1981 gedreht wurden, kam mir der Gedanke, dass sie nicht nur ein Familienarchiv, sondern auch ein Zeugnis für die Zeit, den Lebensstil und die Bestrebungen einer Gesellschaftsschicht im Jahrzehnt nach 1968 darstellen. Ich wollte diese stillen Bilder in eine Geschichte einbinden, die die Vertrautheit mit dem Sozialen und der Geschichte kombiniert, um den Geschmack und die Farben dieser Jahre zu vermitteln.» Annie Ernaux