Cahier africain
Cahier africain
Schweiz 2016, 117', DCP, OV/df. Ab 16 (16) J., Regie Heidi Specogna. Drehbuch Heidi Specogna.
Zum Beispiel Amzine, Fane und Arlette: In ihrer Langzeitstudie verfolgt Heidi Specogna die erschütternden Schicksale von Frauen, die zwischen die Fronten der Kriegswirren in der Zentralafrikanischen Republik geraten. Cahier africain ist ein tief bewegender Film über ein von Bürgerkrieg und Putsch zerrissenes Land – und die Suche nach Gerechtigkeit.
Am Anfang stand ein schmales Schulheft. Anstelle von Vokabeln füllten sich seine karierten Seiten mit den mutigen Zeugenaussagen von 300 zentralafrikanischen Frauen, Mädchen und Männern. Sie offenbaren, was ihnen im Oktober 2002 im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen von kongolesischen Söldnern angetan worden war.
Cahier africain ist eine Langzeitbeobachtung und begleitet seine Protagonisten seit 2008: Amzine, eine junge muslimische Frau, hat als Folge der Vergewaltigungen ein Kind zur Welt gebracht. Der Blick auf ihre heute 12-jährige Tochter Fane erinnert sie täglich an das dem Heft anvertraute Leid. Arlette, ein christliches Mädchen, litt jahrelang an einer nicht heilen wollenden Schussverletzung am Knie. Nach einer erfolgreichen OP in Berlin hegt sie Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben. Aber inmitten der Versuche den schwierigen Alltag mit Zuversicht zu meistern - und während in Den Haag noch die juristische Aufarbeitung der letzten Kriegsverbrechen in Gange ist - bricht in der Zentralafrikanischen Republik der nächste Krieg aus. Amzine, Fane und Arlette werden erneut in einen Strudel von Gewalt, Tod oder Vertreibung gerissen. An ihrer Seite erlebt der Film den Zusammenbruch von Ordnung und Zivilisation in einem von Bürgerkrieg und Putsch zerrissenen Land.
«Die langfristige Präsenz von Heidi Specogna in der Region lässt ihren neuen Film zu einem herausragenden Beispiel dokumentarischen Arbeitens werden. (...) Anders als aktuelle Krisenberichterstattung ist Cahier Africain auch ein Exempel höchst gelungener Gestaltung und erzählerischer Komposition: Es sind in der Regel musikalisch unterlegte Szenen von weiblicher Intimität (nach dem Tod eines Verwandten), dann aber auch ein grosser, panischer Aufbruch der Muslime, als eine neue christliche Miliz wieder einmal beginnt, Quartiere zu ,säubern'. Arlette bleibt in dieser Szene zurück. Ihr Knie bricht wieder auf. Zeit heilt alle Wunden, damit sie immer wieder neue aus alten schlagen kann. Cahier Africain erzählt von dieser unheimlichen Zeit in einem grossen Menschheitsdokument.» (Bert Rebhandl, FAZ)