4
Deutschland 2015, 94', DCP, OV/d. Regie Daniel Kutschinski. Drehbuch Daniel Kutschinski. Mit Quatuor Ebène.
4 ist ein Kino-Dokumentarfilm über eines der herausragenden Streichquartette der Welt, das Quatuor Ebène. Regisseur Daniel Kutschinskis führt den Zuschauer in das ambivalente Wechselspiel einer Beziehung von vier Musikern während ihrer Italien-Tournee. Bozen, Perugia, Florenz und Siena, wie auch Salzburg und Berlin geben die Bühne für ein Personenstück zwischen Anspruch und Wirklichkeit. So stehen nicht die Bühnenauftritte des vielfach ausgezeichneten französischen Streichquartetts im Vordergrund, sondern das Geschehen hinter der Bühne, das dem Publikum in der Regel verborgen bleibt: das Ringen der Musiker mit den Noten, ihren Kollegen - und mit sich selbst.
Die Musiker des Quatuor Ebène haben in jeder Situation einen spektakulär nahen Blick auf sich zugelassen und präsentierten der Kamera nicht ihre Selbst-Bilder, sondern nahmen die Möglichkeit wahr, durch die Filmarbeit sich selbst neu entdecken zu können. Dies war so nur durch das im Laufe von mehreren Jahren entstandene grosse freundschaftliche Vertrauen zwischen den Musikern und dem Filmteam realisierbar.
«Arbeit und Bedingungen für die Qualität eines Quartetts haben etwas mit unbedingter Verschworenheit zu tun. Die vier müssen nicht notwendig enge Freunde sein, sie müssen sich aber im Musizieren treffen, verständigen, inspirieren können. Das erinnert etwas an Jean-Pierre Melvilles wunderbares Gangsterpoem Le cercle rouge von 1970. Daniel Kutschinskis Film über das grandiose französische Quatuor Ébène porträtiert weniger, vielmehr scheint es, als sei die Kamera stille Fünfte im Bunde. Man wird Zeuge aus nächster Nähe, kann Spannungen, Kämpfe um den rechten Weg, Verstimmungen, Zweifel, Fragen, aber auch Triumphe miterleben. Diese erhellende Nähe hebt 4 von den üblichen filmischen Andachtshaltungen gegenüber der ehernen Klassik wohltuend ab. Hier herrscht die Elektrizität aus Neugier, Aufmerksamkeit und Beobachtungsgenauigkeit.» (Süddeutsche Zeitung)
«Sehr schön zu verfolgen sind in den Probenausschnitten die Details des ästhetischen Diskurses. Verdienstvoll und mutig, dass der Film damit nicht gespart hat, denn wer hat schon je Gelegenheit, an diesen intimen Vorgängen des musikalischen Werdens teilzuhaben? Zu sehen, wie auf der Basis von Gleichberechtigung gewirkt, wie konstruktiv und ohne Verletzung Kritik geübt werden kann? Mitbedacht werden kann dabei die Frage, wie eine musikalische Interpretation, die in höchstem Mass ausgearbeitet und bis in alle Einzelheiten festgelegt ist, im Moment des Konzerts wieder zu spontaner Vitalität finden kann. Wer Sinn hat fürs Streichquartett und dem Fim mit offenem Herzen begegnet, wird lange an ihn denken.» (NZZ)